Gottfried Benn

Schöne Jugend

                    Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte,
                    sah so angeknabert aus.
                    Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig.
                    Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
                    fand man ein Nest von jungen Ratten.
                    Ein kleines Schwesterchen lag tot:
                    Die anderen lebten von Leber und Niere,
                    tranken das kalte Blut und hatten
                    hier eine schöne Jugend verlebt.
                    Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
                    Man warf sie allesamt ins Wasser.
                    Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!

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