Der junge Herr liegt auf dem Diwan, raucht und liest einen französischen Roman.
Das Stubenmädchen Bitt' schön, junger Herr?
Der junge Herr Ah ja, Marie, ah ja, ich hab' geläutet, ja... was hab' ich nur... ja richtig, die Rouletten lassen S' herunter, Marie... Es ist kühler, wenn die Rouletten unten sind... ja...
Das Stubenmädchen geht zum Fenster und läßt die Rouletten herunter.
Der junge Herrliest weiter Was machen S' denn, Marie? Ah ja. Jetzt sieht man aber gar nichts zum Lesen.
Das Stubenmädchen Der junge Herr ist halt immer so fleißig.
Der junge Herrüberhört das vornehm So, ist gut.
Marie geht.
Der junge Herrversucht weiter zu lesen; läßt bald das Buch fallen, klingelt wieder.
Das Stubenmädchenerscheint.
Der junge Herr Sie, Marie... ja, was ich habe sagen wollen... ja... ist vielleicht ein Cognac zu Haus?
Das Stubenmädchen Ja, der wird eingesperrt sein.
Der junge Herr Na, wer hat denn die Schlüssel?
Das Stubenmädchen Die Schlüssel hat die Lini.
Der junge Herr Wer ist die Lini?
Das Stubenmädchen Die Köchin, Herr Alfred.
Der junge Herr Na, so sagen S' es halt der Lini.
Das Stubenmädchen ja, die Lini hat heut Ausgang.
Der junge Herr So...
Das Stubenmädchen Soll ich dem jungen Herrn vielleicht aus dem Kaffeehaus...
Der junge Herr Ah nein... es ist so heiß genug. Ich brauch' keinen Cognac. Wissen S', Marie, bringen Sie mir ein Glas Wasser. Pst, Marie aber laufen lassen, daß es recht kalt ist.
Das Stubenmädchen ab.
Der junge Herrsieht ihr nach, bei der Tür wendet sich das Stubenmädchen nach ihm um; der junge Herr schaut in die Luft. Das Stubenmädchen dreht den Hahn der Wasserleitung auf, läßt das Wasser laufen. Währenddem geht sie in ihr kleines Kabinett, wäscht sich die Hände, richtet vor dem Spiegel ihre Schneckerln. Dann bringt sie dem jungen Herrn das Glas Wasser. Sie tritt zum Diwan.
Der junge Herrrichtet sich zur Hälfte auf, das Stubenmädchen gibt ihm das Glas in die Hand, ihre Finger berühren sich.
Der junge Herr So, danke. Na, was ist denn? Geben Sie acht; stellen Sie das Glas wieder auf die Tasse... Er legt sich hin und streckt sich aus Wie spät ist's denn?
Das Stubenmädchen Fünf Uhr, junger Herr.
Der junge Herr So, fünf Uhr. Ist gut.
Das Stubenmädchengeht; bei der Tür wendet sie sich um; der junge Herr hat ihr nachgeschaut; sie merkt es und lächelt.
Der junge Herrbleibt eine Weile liegen, dann steht er plötzlich auf. Er geht bis zur Tür, wieder zurück, legt sich auf den Diwan. Er versucht wieder zu lesen. Nach ein paar Minuten klingelt er wieder.
Das Stubenmädchenerscheint mit einem Lächeln, das sie nicht zu verbergen sucht.
Der junge Herr Sie, Marie, was ich Sie hab' fragen wollen. War heut vormittag nicht der Doktor Schüller da?
Das Stubenmädchen Nein, heut vormittag war niemand da.
Der junge Herr So, das ist merkwürdig. Also der Doktor Schüller war nicht da? Kennen Sie überhaupt den Doktor Schüller?
Das Stubenmädchen Freilich. Das ist der große Herr mit dem schwarzen Vollbart.
Der junge Herr Ja. War er vielleicht doch da?
Das Stubenmädchen Nein, es war niemand da, junger Herr.
Der junge Herrentschlossen Kommen Sie her, Marie.
Das Stubenmädchentritt etwas näher Bitt' schön.
Der junge Herr Näher... so... ah... ich hab' nur geglaubt...
Das Stubenmädchen Was haben der junge Herr?
Der junge Herr Geglaubt... geglaubt hab' ich Nur wegen Ihrer Blusen... Was ist das für eine... Na, kommen S' nur näher. Ich beiß' Sie ja nicht.
Das Stubenmädchenkommt zu ihm Was ist mit meiner Blusen? G'fallt sie dem jungen Herrn nicht?
Der junge Herrfaßt die Bluse an, wobei er das Stubenmädchen zu sich herabzieht Blau? Das ist ganz ein schönes Blau. Einfach Sie sind sehr nett angezogen, Marie.
Das Stubenmädchen Aber junger Herr...
Der junge Herr Na, was ist denn?... Er hat ihre Bluse geöffnet. Sachlich Sie haben eine schöne weiße Haut, Marie.
Das Stubenmädchen Der junge Herr tut mir schmeicheln.
Der junge Herrküßt sie auf die Brust Das kann doch nicht weh tun.
Das Stubenmädchen O nein.
Der junge Herr Weil Sie so seufzen! Warum seufzen Sie denn?
Das Stubenmädchen Oh, Herr Alfred...
Der junge Herr Und was Sie für nette Pantoffeln haben...
Das Stubenmädchen ... Aber... junger Herr... wenn's draußen läut'
Der junge Herr Wer wird denn jetzt läuten?
Das Stubenmädchen Aber junger Herr... schaun S'... es ist so licht...
Der junge Herr Vor mir brauchen Sie sich nicht zu genieren. Sie brauchen sich überhaupt vor niemandem wenn man so hübsch ist. Ja, meiner Seel'; Marie, Sie sind... Wissen Sie, Ihre Haare riechen sogar angenehm.
Das Stubenmädchen Herr Alfred...
Der junge Herr Machen Sie keine solchen Geschichten, Marie... ich hab' Sie schon anders auch geseh'n. Wie ich neulich in der Nacht nach Haus gekommen bin und mir Wasser geholt hab'; da ist die Tür zu Ihrem Zimmer offen gewesen... na...
Das Stubenmädchenverbirgt ihr Gesicht O Gott, aber das hab' ich gar nicht gewußt, daß der Herr Alfred so schlimm sein kann.
Der junge Herr Da hab' ich sehr viel gesehen... das und das... und das... und
Das Stubenmädchen Aber, Herr Alfred!
Der junge Herr Komm, komm... daher... so, ja so...
Das Stubenmädchen Aber wenn jetzt wer läutet
Der junge Herr Jetzt hören Sie schon einmal auf... macht man höchstens nicht auf...
Es klingelt.
Der junge Herr Donnerwetter Und was der Kerl für einen Lärm macht. Am End' hat der schon früher geläutet, und wir haben's nicht gemerkt.
Das Stubenmädchen Oh, ich hab' alleweil aufgepaßt.
Der junge Herr Na, so schaun S' endlich nach durchs Guckerl.
Das Stubenmädchen Herr Alfred... Sie sind aber... nein... so schlimm.
Der junge Herr Bitt' Sie, schaun S' jetzt nach...
Das Stubenmädchengeht ab.
Der junge Herröffnet rasch die Rouleaux.
Das Stubenmädchenerscheint wieder Der ist jedenfalls schon wieder weggangen. Jetzt ist niemand mehr da. Vielleicht ist es der Doktor Schüller gewesen.
Der junge Herrist unangenehm berührt Es ist gut.
Das Stubenmädchennähert sich ihm.
Der junge Herrentzieht sich ihr Sie, Marie, ich geh' jetzt ins Kaffeehaus.
Das Stubenmädchenzärtlich Schon... Herr Alfred.
Der junge Herrstreng Ich geh' jetzt ins Kaffeehaus. Wenn der Doktor Schüller kommen sollte...
Das Stubenmädchen Der kommt heut nimmer.
Der junge Herrnoch strenger Wenn der Doktor Schüller kommen sollte, ich, ich... ich bin im Kaffeehaus. Geht ins andere Zimmer.
Das Stubenmädchen nimmt eine Zigarre vom Rauchtisch, steckt sie ein und geht ab.